Dienstag, 29. Dezember 2015

Warum versuche ich nicht die Welt ein kleines bisschen besser zu machen?

Ich bin kein Fan von guten Vorsätzen, und schon gar nicht fürs neue Jahr. Wenn mich etwas stört ändere ich es sofort - oder vergesse es einfach wieder und alles bleibt wie es ist. Im Moment bin ich aber so wütend auf mich selbst, das ich das erste Mal seit langem einen guten Vorsatz mit ins neue Jahr nehme - und das auch noch öffentlich:
ICH MÖCHTE ACHTSAMER UND BEWUSSTER DURCHS LEBEN GEHEN UND ETWAS SINNVOLLES (FÜR ANDERE) TUN!!!
Ich bin mir meines Lebens im Überfluss durchaus bewusst und ich weiß dass es den meisten Menschen schlechter geht als uns. Jedes mal wenn ich die Bilder der Flüchtlinge in kleinen Booten auf dem offenen Meer sehe, schießen mir die Tränen die Augen. Aber tue ich irgendwas? Außer meine Meinung zu verteidigen, dass unser Land sehr wohl in der Lage ist diese und noch viel mehr Menschen aufzunehmen, weil es uns wirklich gut geht?! Nein! Ich sitze mit meinem dicken Hintern (dick natürlich nur durch die Schwangerschaft bedingt) auf der Couch. Die Küche quillt über vor Geräten, die ich noch nie benutzt habe (und trotzdem denke ich über die Anschaffung eines bekannten Luxus Gerätes für 1100€ nach, weil es ja so vieles einfacher macht) - und meine Tochter hatte von Anfang an so viel Kleidung im Schrank, dass vieles davon ungetragen im Karton verschwunden ist (was jetzt hoffentlich durch unser zweites Mädchen geändert wird). Auch wenn vieles davon vom Trödelmarkt oder von anderen Kindern aus unserem Freundeskreis stammt - die Sachen sind da und es sind definitiv mehr als man braucht. Ich habe eine Schublade, in der sich mindestens 30 Nagellacke namhafter Hersteller befinden (obwohl ich mir die Nägel kaum noch lackiere) und meine Tochter hat einen Fuhrpark in der Garage stehen, der schon fast für eine Kindergartengruppe reichen würde. Manchmal lasse ich das Wasser minutenlang laufen, nur damit meine Tochter beschäftigt ist und ich in Ruhe meine Wimpern zu Ende tuschen kann, und ich habe heute wieder etliche Lebensmittel entsorgt, weil wir es an Weihnachten einfach nicht geschafft haben alles auf zu essen (trotz aller Bemühungen). Ich fasse an dieser Stelle nochmal kurz zusammen: Wir führen ein Leben im Überfluss!
Es gab einmal Zeiten, da konnte ich mit meinem kleinen Ausbildungsgehalt kaum die Miete bezahlen. Manchmal habe ich mir aus Mehl und Wasser Nudeln gemacht, damit ich was zu essen hatte. In diesen Zeiten habe ich jedes Jahr zu Weihnachten gespendet. Und ich hab Weihnachtsgeschenke gebastelt. Oder Plätzchen gebacken, für jeden der mir wichtig war.
Dieses Jahr haben wieder "nur" die Kinder etwas bekommen, und die Familie die obligatorische Fotos von unserer Tochter. An Heiligabend standen meine Nachbarn mit einem Blumenstrauss vor meiner Haustür - so wie letztes Jahr auch schon - und ich stand wieder mit leeren Händen da. Wollte ich nicht wenigstens ein paar Plätzchen mit meiner Tochter gebacken und verschenkt haben? Da war doch was... Muss ich irgendwie vergessen haben. Ach, und was ist eigentlich mit dem Postboten? Dem Paketboten? Den Müllmännern? Meiner Hebamme?
Genau das möchte ich im nächsten Jahr ändern! Ich möchte mir wieder Gedanken darüber machen, womit ich anderen eine Freude machen kann. Ich möchte mit unserem ganzen Krimskrams andere Menschen glücklich machen. Ich möchte meine Augen dafür öffnen, wie ich anderen helfen kann. Ich möchte sparsamer und achtsamer mit Ressourcen und Lebensmitteln umgehen. Fleisch endlich wirklich mal beim Bio-Bauern kaufen (bei dem man die Rinder auf der Weide besuchen kann und der  jeden Monat nur ein Rind schlachtet, bis dieses komplett verkauft ist). Kleidung nicht in irgendwelchen Discountern einkaufen, sondern die Herstellung hinterfragen. Und ich möchte Dinge und Geld spenden. Und damit ich das im Alltag nicht wieder vergesse, werde ich jeden Monat unter dem #gutervorsatz meinen Fortschritt dazu posten. Über Anregungen und Unterstützung von euch würde ich mich (wie immer) sehr freuen!

Eine Anregung habe ich übrigens schon bekommen, und zwar in einem meiner Lieblingsblogs in dem folgenden Artikel.

2 Kommentare:

  1. Liebe Nadine,

    das ist ein wundervoller Text und ein wirklich schöner Vorsatz fürs neue Jahr! Ich freue mich unheimlich, dass ich dich dazu inspirieren konnte.

    Ich denke, es geht nicht nur dir so - die meisten von uns haben zu viel von allen Dingen zuhause. Ich habe im letzten Jahr begonnen, richtig radikal auszusortieren und die beginnende Leere in unserer Wohnung tut uns überraschend gut. Meine Kinder haben sicherlich noch immer sehr viel Spielzeug, aber durch das Verschenken von etwa der Hälfte davon ist es jetzt zumindest so, dass es nicht mehr permanent unordentlich bei uns aussieht. Das Spiel meiner Kinder wurde dadurch auch kreativer.

    Unsere Sachen spende ich an eine Einrichtung für Mütter und Kinder, die von ihren gewalttätigen Partnern geflüchtet sind. Meist kommen sie dort mit weniger als einer hastig gepackten Tasche an und sind glücklich, wenn sie gute Kleidung und funktionierendes Spielzeug geschenkt bekommen. Es ist für uns alle eine Win-Win-Situation.

    Ich freue mich darauf, mehr von dir zu lesen. Du schaffst es bestimmt, andere glücklich zu machen! Es reicht ja schon ein nettes Lächeln oder eine helfende Hand, zum Beispiel, wenn jemand ausrutscht. Gestern hat mir ein Schuljunge mein Handy zurückgebracht, dass ich im Schnee verloren hatte. Er ist mir dafür richtig hinterhergerannt. Ist das nicht lieb? Mit dieser kleinen Geste hat er mir den ganzen Tag gerettet.

    Ganz liebe Grüße, snowqueen

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    1. Liebe Snowqueen,

      danke für deinen tollen Kommentar! Habe mich sehr darüber gefreut, das Du Dir die Zeit genommen hast meinen guten Vorsatz zu lesen. Und du hast völlig recht, meistens sind es die "kleinen Dinge" wie das Hinterherrennen im Schnee die unser Herz erwärmen und uns den Tag retten - und genau um solche Dinge geht es bei meinem Vorsatz. Am 14.01. werde ich wie angekündigt ein kleines erstes Feedback dazu geben. Und Danke auch für den Tipp mit den Einrichtungen für Mütter und Kinder, ich werde mal schauen ob ich sowas bei uns in der Nähe finde. Denn sowohl das Friedensdorf als auch die Flüchtlingsunterkünfte in unserer Stadt wissen schon gar nicht mehr wohin mit den ganzen Sachspenden.

      Ganz ganz liebe Grüße,
      Nadine

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